So vorgestrig Rechtsextreme in ihrem Denken auch sind – moderne Techniken werden gerne genutzt! Entsprechend rege tummelt sich die braune Szene im Internet. Hat man als verantwortungsvoller Bürger eine Handhabe gegen rechtsextreme Seiten? Und wie kann man Jugendliche vor der braunen Internet-Propaganda schützen? Diesen Fragen ging jetzt eine Informationsveranstaltung der SPD und Jusos-Landsberg für Lehrer und Jugendbetreuer in Dießen nach.
Nahezu alles, was man im Internet kennt, gibt es auch in "brauner Ausführung". Die beiden Rechtsextremismus-Expertinnen Dr. Doris Zimmermann (Friedrich-Ebert-Stiftung) und Rosemarie Hoffmann (Schulamt Starnberg) zeigten nicht nur "Kameradschafts"-Seiten in Facebook, nationalistische Videos, Spiele und Einkaufsportale. Inzwischen hat die rechte Szene sogar ein eigenes Internet-Lexikon nach Art der Wikipedia ins Netz gestellt.
Die Polizei und andere Stellen verfolgen zwar die rassistischen und volksverhetzenden Inhalte solcher Seiten, ihr Zugriff endet jedoch an den deutschen Grenzen. Entsprechend müsse sich jeder selbst gegen die braune Propaganda wappnen. Internetfilter, mit denen gezielt "Unwörter" gesperrt werden können, seien allerdings wenig wirksam und zudem kotenpflichtig, erklärte Rosemarie Hoffmann: Zu einfallsreich umgehen Rechtsextreme solche Signalwörter.
Stattdessen verwies Hoffmann auf zahlreiche Internetangebote, die Hilfe beim Erkennen und Widerlegen brauner Inhalte bieten: von der "Online-Beratung gegen Rechtsextremismus" über das "Netz gegen Nazis" bis zum "Braunen Peter". Manche Inhalte wie der Internet-Comic www.andi.nrw.de wenden sich sogar direkt an Kinder und Jugendliche.
Lehrer und Jugendbetreuer finden auf solchen Seiten zahlreiche Anregungen, wie man Rechtsextremismus in der Schule oder im Verein thematisieren kann. Dr. Doris Zimmermann berichtete hier von ganzen Projekttagen gegen "Rechts". Teilnehmer der Veranstaltung empfahlen Zeitzeugengespräche oder Studienfahrten. Ob die Lehrpläne die nötigen Freiräume dafür bieten können, löste bei den anwesenden Pädagogen unterschiedliche Meinungsäußerungen aus. Fakt ist laut Hoffmann: Prävention gegen Rechtradikalismus ist im Lehrplan nicht vorgesehen. Demnach kommt es auf das Engagement der Zuständigen Lehrkraft an, wie weit sie sich damit in ihrem Unterricht befasst.
Als Königsweg wurde jedoch durchgängig die Vermittlung von Medienkompetenz an die Kinder und Jugendlichen gesehen. Der bewusste, kritische Umgang mit dem Internet sei ein guter Schutz gegen die braune Propaganda. Neben Schulen seien hier aber ebenfalls die Familien gefordert: Gerade die Eltern müssten genauer hinschauen, was ihre Kinder im Internet alles anschauen.
Bei einer Abschließenden Blitzlichtrunde, wünschten sich viele der Diskussionsteilnehmer eine Beleuchtung der gesellschaftlichen Hintergründe für den Bestand des Rechtsradikalismus in die heutige Zeit.
Linkliste mit relevanten Webseiten:
Jugendschutz Hotline
Bundesprüfstelle
Netz gegen Nazis
IT works bei Schulen ans Netz
Test zum Erkennen von rechtsradikalen Zeichen
Aktion Courage