Kann Facebook und Co. Solidarität ersetzen?

19. Juni 2012

Am 19.6.2012 wurden die Jusos des UB Landsberg von der AG 60+ SPD in die AWO zu einer Diskussionsrunde mit dem Thema „Kann Facebook und Co. Solidarität ersetzen?“ eingeladen. Das vielleicht etwas verwirrend klingende Thema der Diskussion zwischen Jung und Alt sollte drei Themen ansprechen, nämlich die sinkenden Mitgliederzahlen in Gewerkschaften und Parteien sowie die Einbindung von Medien in die Arbeit dieser Organisationen.

Neben Mitgliedern der AG 60+ um Werner Gutmann, der die Moderation übernahm, und einigen junger Leute mit den Juso- Vertreterinnen Kathrin Pfeffer und Juliane Marauska, war DGB-Regionalsekretär Karl-Heinz Schmid geladen. Dieser berichtete zu Beginn von den allgemein sinkenden Mitgliederzahlen v.a. junger Arbeitnehmer aus den Gewerkschaften- ein Trend der sich auch stark bei den Parteien bemerkbar macht. Allerdings seien die Mitgliederzahlen in Bayern erfreulicherweise neuerdings wieder ansteigend. Dennoch ist erkennbar, dass viele Jugendliche weder Interesse an Partei- noch an Gewerkschaftsarbeit zeigen, wie sich alle einig waren. Und das obwohl laut Schmid heute Gewerkschaftsarbeit mehr denn je gefordert sei, in Anbetracht neuer Probleme wie Leiharbeit, Befristungen und Werksverträgen.

Facebook und Co 1

So stellte sich nun die Frage nach dem Warum? Es wurde festgestellt, dass das Thema Gewerkschaften in der Bildung zu wenig Raum einnimmt, obwohl es laut Schmid z.B. von der Stiftung Jugend und Bildung gutes Unterrichtsmaterial dazu gebe. Entweder es wird schulisch überhaupt nicht behandelt oder im Geschichts- oder Wirtschaftsunterricht nur kurz im Rahmen der Tarifverhandelungen kurz erwähnt.

Bezüglich der Parteien kam die so oft diskutierte Politikverdrossenheit zur Sprache. Junge Menschen sehen in Anbetracht von Skandalen a la Wulff, einer wenig-Zukunfts-gerichteten Politik und der ständig steigenden Differenz zwischen Arm- und Reich wenig Sinn darin, sich politisch zu engagieren. Es bestehe das Gefühl, nichts bewirken zu können und deshalb besser als Einzelkämpfer seine Ziele zu erreichen. Kathrin Pfeffer merkte an, dass die schwindende Mittelschicht sich vor allem auch bei jungen Menschen bemerkbar macht. Denn die einen- hochbezahlte Abgänger aus z.B. MINT- Studiengängen hätten es in Anbetracht ihrer Arbeitsbedingungen nicht nötig, sich gewerkschaftlich zu engagieren, während diejenigen, die lange eine Ausbildungs- oder Arbeitsstelle gesucht haben, nun froh sind, im Zuge der zurückgehenden Jugendarbeitslosigkeit von 13,1 % auf 8,6% in den letzten 6 Jahren überhaupt einen Arbeitsplatz zu haben. Den jedoch wollen sie natürlich nicht durch Gewerkschaftsarbeit riskieren.

Facebook und Co 2

Als Lösungsansatz wurde vor allem auf eine bessere Informationspolitik und auch Zusammenarbeit gesetzt. Albert Thurner wies darauf hin, dass die Gewerkschaften und die SPD die gleichen Wurzeln haben und so eine verbesserte Zusammenarbeit in Zukunft wieder sehr wünschenswert wäre. Da es, wie Karl-Heinz Schmid kritisierte, Gewerkschaften leider nicht wie anderen Organen (z.B. Bundeswehr) erlaubt sei, direkt an Schulen zu gehen, müssten neue Wege gefunden werden, in Kontakt mit Jugendlichen zu treten, die gerade in den Beruf eingetreten sind. Karl-Heinz Schmid führte dabei auch die Betriebsräte an, die selbst oft schon diesen Kontakt verloren hätten.

Dies führte nun auch zum im Titel genannten Thema der neuen Medien. Werner Gutmann und Karl-Heinz Schmid waren sich einig, dass eine Arbeit völlig ohne Facebook und Co. Kaum mehr erfolgreich möglich sei. Die Teilnehmer der Diskussionsrunde kamen zu dem Schluss, dass ohne diese Entwicklung unbedingt gutheißen zu wollen, ein Einstieg in neue Kommunikations- und Informationsmittel unumgänglich sei. Man müsse Facebook und andere neue Medien nützen, um in Kontakt mit jungen Leuten zu treten und Informationen zu publizieren. Dazu jedoch sind eine gute Einarbeitung und eine konsequente Selbstdarstellung mit ständig aktuellen Informationen nötig. Abschließend bedankte sich Werner Gutmann bei allen Teilnehmenden für die rege Diskussion.

Facebook und Co 3

Aus Sicht der Jusos fiel uns die etwas hilflose Konfrontation der älteren Generation mit dem Medium Internet auf, das tatsächlich unumgänglich scheint und ja auch Vorteile bieten kann. Selbst hoffen wir durch unsere neue Homepage auf einem guten Weg in die digitale Welt zu sein. Es war sehr interessant, die Meinungen einer älteren Generation über die jüngere Generation zu hören, deren Kritik oft durchaus berechtigt war, teils aber auch von Unwissenheit und zu wenig Kontakt zeugte. Vielleicht konnten einige Missverständnisse aus dem Weg geräumt werden. Und auch wir haben einige neue Anregungen erhalten, die es nun umzusetzen gilt.

Teilen